KRAFTQUELLE ZUSAMMENHALT
„Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält…“
Wer kennt nicht dieses berühmte Zitat aus Goethe’s Faust.
Und auch wenn man gefunden hat, dass es nur das Göttliche Licht und die allesumfassende Göttliche Liebe sein kann, die uns und die Welt zusammenhält, besagt dies gleichzeitig, dass es auseinanderfallen würde, so diese Essenz uns nicht mehr zusammenhält.
Kennt Ihr das Buch von Marlo Morgan „Der Traumfänger“? Es war um Millenium herum ein weltweiter Bestseller und hat einen enormen Zuspruch erfahren. Marlo Morgan beschreibt ihre Geschichte als amerikanische Ärztin, die von einem Stamm Australischer Aboriginees zu einer Ehrung für ihre Arbeit mit jugendlichen Ureinwohnern eingeladen wird. Ein junger Mann holt sie mit einem Pickup von ihrem Luxus-Hotel ab und sie wird nach einer längeren Fahrt schliesslich zu diesem Stamm gebracht. Der Stammes-Häupling heisst sie herzlich Willkommen. Dann wird ihr zu ihrem anfänglichen Entsetzen ihr rosa Seiden-Kostüm, ihr Schmuck und alles was sie bei sich hat, abgenommen und ins Feuer geworfen. Am nächsten Tag geht es auf einen dreimonatigen Walkabout durch das australische Outback. Messerscharfes Gras und Dornengestrüpp, meilenlange Märsche, sengende Sonne verbrennt ihre helle Haut. Auf der Speisekarte stehen Beeren, Ameisen, Echsen, Maden und Wurzeln. Sie erfährt dabei ihre eigenen Grenzen. Aber sie erfährt auch eine unerwartete Bereicherung, denn dieser Stamm „Die wahren Menschen“ nimmt sie als „eine der ihren“ in ihrem Stamm auf, heisst sie Willkommen und diese werden zu einfühlsamen Lehrern für sie. Ameisen laufen über ihr Gesicht und übernehmen ein natürliches „Peeling“, sie lernt, wie „Telepathie“ über lange Distanzen geht. In alten Stämmen und Kulturen wurden die Jungen von den weisen und hoch verehrten Alten eingeweiht und nach ihren Begabungen gefördert und geehrt. So auch hier. Und Marlo lernt, dass diese Menschen seit 50.000 Jahren in grösster Harmonie mit sich und tiefer Ehrerbietung gegenüber der Natur und dem Planeten leben.
Vor allem aber hat sie auf dieser Reise eines erfahren, nämlich dass eine Gesellschaft in erster Linie vom Zusammenhalt lebt.
Wenn ich zurückdenke an all meine Pressereisen, die ich in den vergangenen Jahrzehnten unternommen habe, waren diese natürlich von ganz anderer Art, aber jedesmal war es mir wichtig, auch hier eine Gruppe zusammenzufügen, zu führen und zu halten, damit sie auf dieser Reise eine Einheit wird, um das Positivste herauszubringen, für diese Reise, für diese Gemeinschaft, wie auch für die daraus erhofften Publikationen.
Heute gibt es zahlreiche Begriffe – wie „Team-Player“, „Boot-Camp“, „Task-Force“ und viele mehr. Doch es läuft immer wieder auf dasselbe hinaus – jede Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied.
Und gemeinsam geht es eben besser.
Als ich im Frühling vor einem Jahr hier am Staffelsee eingezogen bin, klingelte es und am Gartentürchen stand eine freundliche ältere Dame, die mich anstrahlte und mir entgegenrief „Herzlich Willkommen, wir freuen uns, dass Sie bei uns sind und möchten, dass Sie sich bei uns wohlfühlen. Und schaun’s doch mal bei unseren Aktionen und Festen vorbei…!“ Damit überreichte sie mir eine Tüte mit einem Programm der Kirche und der örtlichen Vereine und das Ganze noch versüßt mit einer Tafel edlen Schokolade.
Ich hab mich fast verschluckt. So etwas ist mir noch nie passiert und hat mich einfach sprachlos gemacht. So herzlich und positiv in eine Dorf-Gemeinschaft aufgenommen zu werden, habe ich weder bisher erlebt, noch erwartet.
Doch auch nach fast einem Jahr muss ich feststellen, dass die Einwohner überaus freundlich, entgegenkommend und offen sind. Woran mag das liegen?
Vielleicht einfach daran, dass man hier so herrlich „normal“ ist? „Down to Earth“, Erd-verbunden, inspiriert von der Natur und der wunderschönen weiblichen Ying-Energie, die so viele Künstler und Fein-Geister angezogen hat…
Hier geht es nicht wie in anderen Orten, an anderen Wassern darum, wer das grössere Auto fährt, in die prestigeträchtigere Marke einsteigt, den dickeren geschorenen und/oder gefärbten Pelz trägt, auch nicht darum, welche Champagnermarke die bessere ist. Jenes „Sehen und Gesehenwerden“ ist hier absolut unwichtig. Deshalb gibt es auch keinen Wettbewerb. Und keinen Neid.
Man freut sich an der schönen Landschaft, einem jeden geht es gut, man ist zufrieden mit dem, was man hat.
Und sei es die Frau im kleinen Kramerladl, das zugleich Post-Shop ist, die mir kurzentschlossen beim Einpacken eines Weihnachtsgeschenks für meinen Enkel in einem soeben erworbenen Karton hilft, die hübsche, junge Bäuerin, die sich aufrichtig freut, als ich ihr sage, dass ihr selbstgebackenes Brot so köstlich schmeckt, dass man sich glatt hineinlegen möchte, oder jene Autofahrerin, die mich heimfahren will, nachdem ich umgeknickt und zu Boden gegangen bin, auch der Bauer, der mich mit unglaublich gütigen Augen und beschwichtigender Stimme am Arm nimmt und beruhigt, „Na, na, des passt scho….“, nachdem ich seinen Stadel zugeparkt hatte.
Ja ist denn hier die Zeit stehen geblieben, oder sind die vielleicht der Zeit gar voraus??
Und nun unsere Gesellschaft während der Pandemie – wird sie begreifen, wie wichtig gerade jetzt der Zusammenhalt wäre? Oder wird sie auseinanderbrechen?? Wenn wir gerade jetzt in Krisenzeiten zusammenhalten würden, wären wir doch viel stärker, würden viel mehr in viel kürzerer Zeit erreichen.
Wir sitzen alle im selben Boot, sollten wir da nicht etwas von den Ruderern abschauen?
Vor allem aber von alten Stämmen und Kulturen, die sich über lange Epochen erfolgreich halten konnten, so lange, bis sie auseinanderfielen.
Es ist an jedem Einzelnen, sich als Teil des grossen Ganzen zu sehen und zum Zusammenhalt beizutragen. Denn letztlich sind wir nichts anderes als eine einzige grosse Familie und alle Kinder aus dem Göttlichen Strahl…
Aber vielleicht erinnern sich die Menschen ja doch noch an Goethe’s Faust und erkennen endlich, was die Essenz ist, die die Welt zusammenhält….
Ich jedenfalls wünsche mir, dass wir es schaffen, alle zuversichtlich und hoffnungsvoll nach Vorne zu schauen und uns auf den Frühling und Sommer freuen, dann, wenn die Vögel zwitschern, die Natur sich uns öffnet, wenn wir gemeinsam wieder hinaus können, dem Blauen Band des Frühlings folgen, vielleicht sogar wieder unter dem Maibaum tanzen und echte Gemeinschaft und Zusammenhalt leben und erleben dürfen.
Love, Light & Blessings
Eure Yvonne